Irgendwie scheint es, als sei Baby Ford immer schon da gewesen. Zweifelsohne gehört er in den Zirkel der verdientesten Produzenten und Djs, die die elektronische Musik bis dato hervorgebracht hat. Was Baby Ford dabei besonders auszeichnet, ist, daß er es wie kaum ein anderer geschafft hat, mit seiner Musik immer den Punkt der Zeit zu treffen. Auf diese Weise wurde er nie zum Auslaufmodel, und trotz vieler, sehr unterschiedlicher Schaffensphasen wurde er nie auf einen Teil seiner Karriere, eine Persona festgelegt. Die Showbizregel, King for a Day - Fool for a Lifetime, greift bei keinem anderen weniger als bei dem sympathischen Engländer.
Wie jeder vernünftige Londoner kommt auch Peter Ford nicht ursprünglich aus London. Geboren in Manchester kam er Mitte der 80er Jahre an die Themse, um dort die Anfänge des Acid House mitzuerleben, eine Phase, die bis heute sein musikalisches Schaffen maßgeblich beeinflußt. Vom Acid House Fieber gepackt, beschließt Peter Ford eigene Tracks zu machen und landet mit Oochy Koochy einen Hit. Es folgte ein Vertrag mit dem legendären Rhythm King Label, das auch Projekte wie S'Express, Beatmasters oder Bomb the Bass im Programm hatte. Hält man heute Baby Ford Platten aus dieser Phase in Händen, so sticht zunächstmal das Design ins Auge. Auf den Covern von "OOO - The World of Baby Ford" oder "Chicky Chicky Ah Ah" sieht man einen Baby Ford in stilisierter, heroischer Pose, die in ihrer Androgynität an den Glam Rock der 70er Jahre erinnert. Die Coverästhetik ist nicht weit entfernt von Bowie und Bolan, was in seiner Personenbezogenheit in der heutigen Welt der elektronischen Musik recht fremd anmutet. Aber auch musikalisch ist die Referenzpopschublade nicht die verkehrteste. Baby Fords Acid House Entwurf inkorporierte mit spielerischer Eleganz Songstrukturen und Instrumentalparts, also Popelemente, ohne die Abstraktheit des noch jungen Genres zu verleugnen.
Entscheidendes Datum für das neue Leben des Baby Ford war die Gründung seines I-Fach Labels 1994 zusammen mit Mark Broom. Der Vertrag mit Rhythm King war gerade ausgelaufen, und man suchte nicht nur zum Veröffentlichen von Platten eine neue Heimat, sondern feilte am Sound der Produktionen. Das Resultat ist ein reduzierter, abstrakter Technoentwurf, der aber immer noch um jene Pole kreist, die für Baby Fords Musik von Anfang an charakteristisch waren: Stimmen und Melodien. Dadurch haben Baby Fords Produktionen grundsätzlich die Qualität, daß sie bei aller Abstraktion immer auch etwas Konkretes, Unmittelbares haben. Ein kleines Moment der Greifbarkeit, so daß die Musik nie völlig frei im Raum herumschwebt, sondern immer eine Ebene bietet, die man wiedererkennt und es einem leicht macht, sich als Hörer einzuklinken. Ob das nun ein Popelement ist, sei mal dahingestellt, Baby Ford jedenfalls erklärt dieses Phänomen mit seiner Liebe zur Melodie: "Ich stehe ziemlich auf Tunes. Melodien, Stimmen und Rhythmen. Melodien können sehr atmosphärisch sein, aber auch sehr experimentell. Heute kann man in der Musik damit ja viel herumexperimentieren und gewisse Gefühle hervorrufen. Zumindest stellt die Musik das mit mir an. Sie kann mich beflügeln oder trösten. Das ist sehr faszinierend."
Ein Jahr nach I-Fach entstand in Zusammenarbeit mit Ian Loveday, den Baby Ford noch aus Acid House Zeiten kennnt und mit dem er das Projekt Minimal Man betreibt, das Label Trelik. In gewisserweise verhält sich dieses Outlet komplementär zu I-Fach und zielt mehr in Richtung House und Tanzbarkeit, ohne jedoch die für Baby Ford typischen Anhörqualitäten in den Hintergrund zu stellen. Die in Zusammenarbeit mit Thomas Melchior entstandene Sunpeople EP bringt dies sehr anschaulich auf den Punkt. Während Trelik und I-Fach sehr stark einen eigenen Stil entwickelten, kam es zur Gründung von Pal SL, auf dem Platz für Release außerhalb des Fahrwassers der beiden bestehenden Labels geschaffen werden sollte. Pal SL ist ein Label, das den Fokus auf den jeweiligen Produzenten oder das Projekt setzt. Daher kann man auch nicht von einem Sound of Pal SL sprechen.
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